Montag, 19. Dezember 2011

Requiem #6

Oliver

Eigentlich nur ein kurzes Intermezzo...

Aber soweit ich es überblicken kann der einzige Mann, den ich auf traditionelle Weise kennen gelernt habe und nicht im Internet: in der Disco!
In selbiger war ich mit einer Bekannten, die ich am gleichen Tag erst online kennen gelernt hatte, und mit der ich mich ganz spontan für die Disco verabredet habe.

Das Mädel schien Gott und die Welt zu kennen, und zu meiner damaligen Freude auch diesen großen, gutaussehenden Typen. Ich weiß noch, mein erster Gedanke war "Hey, der ist heiß... und ich lerne ihn auch noch kennen!"
Dummerweise stellte sich raus, dass er eine Freundin hat, was meine Begeisterung natürlich gewaltig getrübt hat. Trotzdem hatte ich tags drauf eine Freundschaftsanfrage im social network (damals noch nicht Facebook), und wir haben gelegentlich mal eine Mail getauscht.

Und oh Wunder, nur wenige Tage später war der Mann Single! Ich war zugegeben sehr begeistert! Und dachte mir, es wäre doch gelacht wenn ich den nicht rum bekomme.
Es hat tatsächlich nur einiger weiterer Mails bedurft, um eine Verabredung fürs Kino klar zu machen. Welche damit geendet hat, dass wir knutschend auf dem Parkplatz standen. Mission: completed! Fast zumindest, denn 'nur' knutschen wollte ich ja auch nicht. Alles weitere in Form einer Verabredung bei ihm zuhause hat natürlich nicht lange auf sich warten lassen.

Und genau an dem Punkt kam dann mein kleiner Denkfehler... man sollte romantische Gefühle nicht mit dem Bedürfnis nach (zugegeben gutem) Sex verwechseln. Denn im Endeffekt war es wohl nur letzteres, wir hätten es also einfach bei einer netten kleinen Affäre belassen können.
Fakt ist, wir haben es nicht getan und versucht, es zu ner Beziehung zu machen. Was natürlich nach nur 6 Wochen kläglich gescheitert ist. Und was, wenn ich ehrlich bin, auch zuvor schon abzusehen gewesen war. Nur dieses Schluss-machen per SMS... damit kann ich mich noch immer nicht anfreunden!

Ganz im Gegensatz zu Oli selbst, der der einzige meiner Ex-Freunde ist, mit dem ich im Nachhinein weiter befreundet geblieben bin. 6 Wochen haben wohl nicht gereicht um genug negative Emotionen aufzubauen damit man sich hinterher noch noch die Pest an den Hals wünscht.
Was ich daraus lernen sollte: immer erst nachdenken, ob es nur Sex ist, oder das kribbelige Gefühl doch mehr zu bedeuten hat als sexuelle Erregung. Ist es nur Sex, dann sollte es auch nur Sex bleiben!

Freitag, 16. Dezember 2011

Requiem #5

Markus 2

"Das Muttersöhnchen"
Nach meinem Jugendsweetheart meine erste wirklich ernsthafte Beziehung. Und dazu noch der erste Mann, den ich nicht im Internet kennen gelernt habe. Vielmehr habe ich dort zufällig einen alten Freund wieder gefunden, der mich prompt für einen Tag später zu einer Silvesterparty eingeladen hat. Drei Tage später haben wir beschlossen, ins Kino zu gehen, mit einigen seiner Freunde... und peng, da war dieser niedliche Typ. Es hat genau einen Kinoabend gedauert, mich in ihn zu verknallen.
Zwei weitere Tage hat es gedauert, bis wir zusammen waren. Neun Monate später bin ich mit ihm zusammen gezogen. Es war das erste Mal dass ich wirklich geglaubt hatte, die Beziehung könnte tatsächlich langfristig halten.

Doch meine Rechnung diesbezüglich hatte ich ohne den Wirt gemacht... beziehungsweise ohne seine Mutter! Die hat mich nämlich gehasst, und das vom ersten Moment an. Bloß weil ich an jenem Tag schwarzen Nagellack auf den Fingernägeln hatte, und meine Tendenz zu schwarzer Kleidung zum Vorschein kam. Eine Gothicanhängerin war offensichtlich nicht gut genug für ihren ach so tollen BWL-Studenten von Sohn.
Wie habe ich eigentlich denken können unter solchen Umständen funktioniert eine Beziehung dauerhaft? Fakt ist, sie hat mich schlecht gemacht wo sie nur konnte, ständig gegen mich gehetzt, mir Sachen unterstellt... und hat er sich zu Beginn noch auf meine Seite gestellt, so war auffällig, dass er immer mehr und mehr in Zweifel gezogen hat ob ich es bin, die die Wahrheit sagt. Mit der Zeit hat er zunehmend auf das gehört, was seine Mutter ihm gesagt hat. Und irgendwann hat er mir gesagt, ich könne ausziehen.

Im Nachhinein muss ich sagen, es war das beste für mich, denn auf Dauer hätte ich nicht mit ihm leben können. Der feine Sohn hat es nicht für nötig gehalten seiner Freundin im Haushalt irgendwie zur Hand zu gehen, alles konnte ich alleine machen, während er die Wohnung munter zugemüllt hat. Wenn ich da nur an die Berge von Taschentüchern und gelesenen Zeitungen um sein Sofa herum denke. Und seine Argumentation war unschlagbar: wenn er von der Uni kommt ist er erschöpft und muss sich erst mal ausruhen, da kann er nicht noch Hausarbeit machen. Muss ich erwähnen, dass er zu der Zeit meist von 10-14 Uhr Uni hatte, während ich in der Ausbildung zur Krankenschwester war und jeden Morgen von 5.45-14.00 Uhr auf der Arbeit war? Wer hatte da wohl mehr Erholung nötig? Trotzdem konnte ich alle Drecksarbeit alleine machen.

Außerdem, was soll ich mit einem Mann, der so unter Muttis Schlappen steht, dass er nicht mal mehr dem Wort der eigenen Freundin glaubt, sondern blind den Verleumdungen seiner Mutter?
Kein Verlust im Endeffekt. Hätte ich mich nicht nach zwei Tagen schon in die Beziehung gestürzt, dann wäre mir vielleicht zuvor schon aufgefallen, was für ein weichliches Muttersöhnchen er ist. Das hätte mir Zeit und Nerven gespart... ganz zu schweigen von zwei Umzügen in nur 3 Monaten.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Requiem #4

Markus 1

Vom Grundprinzip her der gleiche Fehler wie bei seinem Vorgänger.
Heute kann ich nicht einmal mehr verstehen, was mich an diesem Mann auch nur im Geringsten gereizt hat. Er hatte gar nichts zu bieten, weder optisch, noch charakterlich, noch intellektuell.

Im Endeffekt war er eine Internetbekanntschaft, und wir haben so manche Nacht zusammen durchgemacht. Irgendwann fing es an, dass wir miteinander telefonierten... und auf einmal hatte ich diese fixe Idee, dass ich ihn treffen muss. Was auch immer mich da geritten hat.
Am Ende hatte ich meine Mutter so weit, dass sie mit mir nach Berlin gefahren ist, sie um sich die Stadt anzusehen, ich um ein paar Tage mit ihm zu verbringen. Ich verstehe auch nicht mehr, warum ich nicht nach dem ersten Tag einfach zu meiner Mutter ins Hotel umgezogen bin. Was um alles in der Welt hatte der Mann zu bieten? NICHTS! Warum habe ich das nicht gemerkt? KEINE AHNUNG! Ich weiß es wirklich nicht, und auch wenn ich jetzt vielleicht das erste Mal ganz ernsthaft darüber nachdenke, es will mir einfach nichts einfallen. Ich kann es schlicht und ergreifend nicht nachvollziehen, was damals in meinem Kopf vorging.

Am Ende habe ich das ganze einfach deswegen beendet, weil er mir gesagt hat er kann nicht versprechen, mir treu zu sein. Traurig war ich nicht, eher ziemlich sauer, dass er die Dreistigkeit besitzt mir sowas zu sagen. Auf keinen Fall war es ein Verlust für mich, eher fünf verschwendete Monate. Und eine Lehre kann ich daraus doch noch ziehen: in Zukunft sollte ich mir ehe irgend etwas zwischen mir und einem Mann passiert ein paar Minuten Zeit nehmen und mich fragen, was mich an ihm reizt, und was er mir zu bieten hat. Fällt mir nichts gutes darauf ein... just forget it!

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Requiem #3

John

Man könnte es auch "Die Verblendung" nennen.
Es war nur wenige Monate nach meiner Trennung von meinem Jugendsweetheart. Mittlerweile war ich 19, erfahrener mit dem anderen Geschlecht und wusste, mich interessant zu machen.
Campingtreffen mit Leuten aus meinem Online-Rollenspiel, zum ersten Mal habe ich die Gesichter hinter all den Nicknames gesehen, mit denen ich schon so lange nur virtuell befreundet gewesen war.
Und es hat nur wenige Stunden gedauert, ehe ich bemerkt habe, dass ich augenscheinlich über einiges an Charme und Attraktivität verfüge. Denn die anwesenden Herren der Schöpfung scharten sich um mich wie die Fliegen. Und da ich die Erfahrung derartig umschwärmt zu sein nach fast zwei Jahren Beziehung nicht kannte, kokettierte und flirtete ich, was das Zeug hielt. Ich muss heute noch grinsen, wenn ich daran denke, denn es war ein absolut tolles Gefühl, von so vielen Männern bewundert zu werden.

Und da war dieser eine, den ich zuvor kaum gekannt hatte, der mir aber sofort ins Auge gefallen war. Gutaussehend, wie ich damals fand (heute stelle ich fest, mein Geschmack damals war scheußlich). Und der einzige, der auf meine Flirterei nicht einging. Oh, wie hat mich das damals gewurmt. Der einzige, den ich wirklich interessant fand (warum auch immer), zeigte so gar kein Interesse.

Irgendwie ergab es sich in der Folge des Treffens jedoch, dass wir begannen einander Mails zu schreiben. Und irgendwie wurde der Tonfall der Mails auch immer koketter. Also war ich Feuer und Flamme, dass ich vielleicht doch noch bei ihm landen könnte. Dass wir 500km auseinander wohnten, das empfand ich da noch nicht als großes Hindernis.
Und tatsächlich bot er mir für ein weiteres Rollenspieltreffen, diesmal in seiner Gegend, eine Übernachtungsmöglichkeit an. Ich hatte fest vor, diese Möglichkeit auch zu nutzen... und landete tatsächlich mit ihm im Bett.

Bis zu diesem Punkt wäre die Sache heute für mich vielleicht noch genau so gelaufen. Damals jedoch war ich so berauscht von meinen eigenen Flirtkünsten und meinem Erfolg, dass ich dieses Gefühl mit einem anderen verwechselt habe: Verliebtheit! Und das war der Punkt, an dem mein Fehler begonnen hat. Denn anstatt zu sagen 'Hey, war ne tolle Sache, genau das was ich wollte... und jetzt noch ein schönes Leben' habe ich auf Beziehung gesetzt. Fernbeziehung logischerweise.

Und zunächst schien es sogar noch so, als wäre das auch seine Intention. Er schickte mir ein wunderschönes, selbstgeschriebenes Gedicht... über mich natürlich. Er wollte mich wieder sehen (und wir haben uns auch ein zweites Mal gesehen, für ein Wochenende), und hat niemals auch nur andeutungsweise erwähnt, dass es für ihn nur eine Affäre ist. Ich denke, ich hätte damals sogar damit leben können, trotz meiner eingebildeten Verliebtheit. Die äußeren Umstände hätten einfach gar nichts anderes zugelassen auf Dauer.
Aber anstatt sich wie ein Mann zu verhalten, und es mir ins Gesicht zu sagen (oder es zumindest am Telefon zu tun, da wir uns ja kaum gesehen haben) hat er sich für den Weg des Feiglings entschieden.

Er war nicht einmal Mann genug, mir eine Mail zu schreiben, oder es mit einer SMS zu tun. Er hat einfach gar nichts mehr getan. Kurz vor Weihnachten kam eine Mail in der er mir erklärte, einer seiner Freunde sei tödlich verunglückt, und er müsse ein paar Tage seine Ruhe haben. Artig wie ich bin habe ich das respektiert. Aus den Tagen wurde eine Woche, wurden zwei... ich habe ihm irgendwann dann doch eine Mail geschickt um zu fragen, ob es ihm besser gehe... und bekam nie eine Antwort. Irgendwann hat mir natürlich auch gedämmert, dass diese 'Beziehung' wohl vorüber ist.

Lange Zeit hat es mich schrecklich angepisst, dass er es auf diese Art und Weise getan hat, ich habe mich irgendwie ausgenutzt gefühlt. Ein bisschen mit der Puppe gespielt, und sie dann wortlos in die Ecke geworfen.
Mittlerweile ist es mir vollkommen gleichgültig geworden. Im Grunde zeugt es nur von einem sehr schwachen Charakter. Und ich bin eine zu starke Frau, als dass ich einen charakterschwachen Mann an meiner Seite haben könnte.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Requiem #2

Daniel

"Das Jugendsweetheart"
Der einzige, an den ich heute noch mit einem Lächeln denken kann. Damals, mit 17, meine erste wirkliche, süße kleine Jugendliebe. Knapp zwei Jahre älter als ich, ein furchtbar lieber und süßer Kerl, genau das eben, was man sich unter einer Jugendliebe vorstellt. Und so unglaublich es klingen mag, sogar meine zweitlängste Beziehung, obwohl ich damals so jung war.

Ich kann auch heute nicht sagen, dass wir unglücklich waren miteinander. Gestritten haben wir uns nur wenige Male, selbst die Trennung ging ohne Streit über die Bühne.
Trotzdem waren wir beide damals jung, und Verliebtheit war alles was wir brauchten, um zusammen zu sein. Dass wir gar keine gemeinsamen Interessen hatten, das wurde uns erst nach und nach klar. Und irgendwann reichte es natürlich nicht mehr, das ganze Wochenende mit Herzchen in den Augen beisammen zu sitzen/liegen, und die Zeit damit zu verbringen sich Videos anzusehen oder gemeinsam ein Computerspiel zu spielen.

Wirklich ernsthafte Gespräche, das war etwas, das gefehlt hat. Wir haben kaum über anderes geredet als über süße Belanglosigkeiten. Vielleicht wäre das in diesem noch recht jungen Alter auch zu viel verlangt gewesen, doch 10 Jahre später ist es eben diese Erkenntnis, die mir kommt.

Dazu kam, dass sich immer mehr herauskristallisierte, dass wir auch in anderen Bereichen des Lebens gänzlich unterschiedlicher Ansicht waren. Seiner Meinung nach gehörte eine Frau ins Haus und an den Herd, und der Mann hatte dafür zu sorgen dass Geld ins Haus kam. Eine Ansicht die ich als damals schon sehr emanzipierte junge Frau absolut nicht teilen konnte. Ich war dabei mein Abi zu machen, und ich wollte einen Beruf erlernen, auf eigenen Beinen stehen, mein eigenes Geld verdienen... einfach unabhängig sein können von den Almosen eines Mannes.

Ähnlich war es mit seiner mehr als übertriebenen Eifersucht. Jeder Mann, der mir auch nur irgendwie nahe stand, war sofort ein Ziel für ihn. Er war schon sauer, als ich nur mal zwei Stunden mit einem Klassenkameraden und guten Freund telefoniert habe, um unsere gemeinsame Geburtstagsparty zu planen. Auch auf einige Freunde, die ich lediglich aus dem Internet (wo ich rege an einem Online-Rollenspiel beteiligt war) kannte, war er eifersüchtig, wenn ich bloß mit ihnen gechattet habe. Es ging so weit, dass er mir sogar verboten hat, mit einem, der augenscheinlich an mir interessiert war, überhaupt zu chatten.
Heute wäre spätestens das der Punkt, an dem ich eine Beziehung beenden würde. Damals war ich noch nicht so weit in meiner emotionalen Entwicklung, als dass ich es getan hätte. Aber mein Selbstbewusstsein war bereits weit genug gediehen, so dass ich nicht nur weiterhin mit besagtem Mann gechattet habe... ich habe mich sogar einmal mit ihm getroffen, ohne meinem Freund auch nur ein Sterbenswort davon zu erzählen.

Im Endeffekt ist die Beziehung einfach eingeschlafen, mehr und mehr hat sich das Gefühl eingestellt, dass die Luft aus der Sache raus ist. Kurz vor meinem Abi haben wir uns getrennt, ohne großes Drama. An einem Tag, an dem er mich hätte besuchen kommen sollen, ist er einfach nicht gekommen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Und ich war erleichtert, dass er nicht aufgetaucht ist. So einfach war das damals. Ich kann mich nicht einmal erinnern, dass ich traurig gewesen bin in der Zeit danach.
Er war einfach mein Jugendsweetheart, die Jugend ging langsam vorbei, und wir beide wieder getrennte Wege. Im Endeffekt ist es die einzige Beziehung, die ich in keiner einzigen Sekunde bereue, die einzige ohne Dramen.

Montag, 12. Dezember 2011

Requiem #1

Nachdem ich in den letzten Wochen sehr intensiv über mich und meine verflossenen Beziehungen nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir die Zeit nehmen sollte um einmal eine große Abrechnung zu machen. Denn ich frage mich, ob es da irgendwo ein Muster gibt, das ich bisher nicht sehe, irgend einen Fehler, der mir nicht bewusst ist, und den ich immer und immer wieder mache. Oder ob es wirklich nur Schicksal oder Pech ist, dass ich den Richtigen noch nicht gefunden habe.
Bei meiner Betrachtung werde ich mich allerdings nur auf die wirklichen Beziehungen konzentrieren, und meine unzähligen Affären dazwischen außen vor lassen, von denen keine wirklich ernsthaft war.



#1: Patrick 1

Der, mit dem alles anfing, damals, vor 11 Jahren.
Ich war 16! Ich war jung, so jung! Ich war jung und ein Stück weit verzweifelt, weil ich noch immer ungeküsst war, und andere Mädchen in meiner Klasse ihren ersten Freund schon mit 14 gehabt hatten.

Und weil ich jung und verzweifelt war, war ich natürlich äußerst empfänglich für Avancen aus der Männerwelt, und bin sofort dem ersten verfallen, der Interesse für mich gezeigt hat. Dass der schon 23 war hat mich kaum gestört, meine Eltern hingegen schon. Allerdings haben die von jenen ersten Gehversuchen in Sachen Beziehung die ich gewagt habe ganz klar die Linie vertreten, ich müsste selbst wissen, was ich tue. Sie haben mir immer ehrlich ihre Meinung gesagt (die ich damals natürlich nicht hören wollte), sich aber niemals in meine Beziehungen eingemischt. Mich meine eigenen Fehler machen lassen, das war das Motto. Und wie sich herausstellen sollte, würde ich davon viele machen... aber daraus lernt man ja schließlich.

Ich habe mich also damals Hals über Kopf in einen fast 8 Jahre älteren Mann verliebt... ohne wirklich etwas über die Liebe zu wissen.
Wäre ich ein wenig älter, oder zumindest erfahrener gewesen, dann hätte ich schnell erkannt, dass ich für ihn vermutlich nicht mehr war als ein netter kleiner Zeitvertreib, eine Abwechslung. Vielleicht wollte er auch einfach nur mal austesten, wie das so ist, mit so einem blutjungen, unschuldigen und unerfahrenen Mädchen.
Das Ergebnis davon war eine körperliche Vergewaltigung, die ich viel zu lange Zeit gar nicht als solche wahrhaben wollte, und eine noch viel langer andauernde seelische Vergewaltigung, die eigentlich erst dann geendet hat, als er die Beziehung beendet hat.
Und das nachdem mir seine sechsjährige Nichte damals erzählt hat, dass er am Wochenende zuvor mit der Petra geknutscht hat. Was ich natürlich nicht glauben wollte, wie konnte ein so kleines Kind denn auch Ahnung haben? Kindermund tut Wahrheit kund, so weit dachte ich damals nicht. Hinterher kam die Erkenntnis, dass die Kleine in ihrer Unbedarftheit tatsächlich etwas ausgeplappert hat, das sie nicht hätte sagen sollen. Und das nur, um mir im gleichen Atemzug zu versichern, dass sie mich viel lieber hat als die Petra, und deswegen auch nicht will, dass ihr Onkel die Petra küsst.

Und in der ganzen Zeit war ich so blind, und habe krampfhaft vor allem die Augen verschlossen, das auch nur annähernd negativ hätte sein können. Ich kann nicht anders, als es in diesem Fall einfach auf meine Unwissenheit, meine Jugend, und mein vermutlich auch noch nicht besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu schieben.
Alles in allem war ich in diesem Fall einfach nur jung und dumm, und in diesem einzigen Fall wäre ich im Nachhinein froh, meine Eltern hätten sich eben _doch_ eingemischt, und ihrer minderjährigen Tochter diese Beziehung schlichtweg verboten (dass ich mich ihnen gebeugt hätte, das bezweifle ich allerdings bis heute). Es hätte mir einige Erlebnisse erspart, die ich wirklich keinem Mädchen (und keiner erwachsenen Frau) wünsche... und von denen meine Eltern bis heute nichts wissen (ich schätze, dieses Wissen hätten sie nicht ertragen, denn dann hätten sie sich eine Mitschuld daran gegeben weil sie sich nicht eingemischt haben).

Montag, 21. November 2011

Plätzchenzauber

Eine Tradition, die heutzutage leider schon beinahe ausgestorben ist. Und etwas, worauf ich mich stets das ganze Jahr über freue. Weihnachtsplätzchen backen zusammen mit meiner Mutti!
In Zeiten, in denen es schon im September Spekulatius im Supermarkt zu kaufen gibt, und wo spätestens um diese Zeit des Jahres alle Regale förmlich überquellen von fabrikgefertigten Weihnachtsbackwaren, da gibt es für uns (meine Mutti und mich) nichts schöneres, als tagelang in der Küche zu stehen, das Nudelholz zu schwingen, und unsere Plätzchen in mühevoller Kleinarbeit selbst zu backen!

Wir stehen früh auf, trinken Kakao zusammen, und machen uns an die Arbeit. Weihnachtsmusik aus der Stereoanlage, feiner Plätzchenduft gemischt mit weihnachtlichen Duftkerzen in der Küche, der Geschmack von warmen Plätzchen, frisch aus dem Ofen... das ist einer der Tage im Jahr, an denen ich wirklich bis tief in meine Seele hinein glücklich bin! All das zusammen gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit, und von 'zuhause'. Erinnerungen an die Weihnachtszeit in meiner Kindheit, wo ich mit meiner Mama Weihnachtslieder gesungen habe, und im Advent jeden Abend eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen bekam.

Diese Zeiten sind lange vorbei, der Zauber der Kindheit verflogen, und die Welt da draußen hat mich in ihrem stahlharten Griff. Selten fühle ich mich glücklich. Und deswegen freue ich mich das ganze Jahr über auf diese wenigen Tage in der Vorweihnachtszeit, wenn wir immer wieder genau die selben Plätzchen backen.
Natürlich wäre es einfacher, weniger zeitintensiv, die Plätzchen einfach zu kaufen. Vielleicht wäre es sogar billiger. Aber dann wäre auch dieser letzte Zauber, dieses letzte Gefühl von kindlicher Freude, das ich tief in mir drin aufbewahre, erloschen. Und nichts auf dieser Welt, kein Geld und keine Bequemlichkeit, könnte es mir ersetzen.

Mittwoch, 16. November 2011

Die hohe Kunst der Selbsttäuschung

Das eigene Ich ist es, mit dem man die allermeiste Zeit seines Lebens verbringt. Selbst die längste Ehe kann da nicht mithalten. Man ist sich selbst nicht nur im übertagenen Sinne der Nächste. Und trotzdem besitzen wir die unglaubliche Begabung, vor nichts so gut die Augen verschließen zu können wie vor uns selbst.

Verdrängungstaktik, dieses Manöver beherrscht unser Gehirn meisterlich. Die Zeiten sind vorbei, in denen wir den Selbsterhaltungstrieb gebraucht haben, um vor Säbelzahntigern aus unserer Höhle zu flüchten oder dem Höhlenmenschen von nebenan die Keule über den Schädel zu ziehen. Die einzigen Raubtiere, vor denen wir uns selbst beschützen müssen, sind die in uns drin.

Es sind die Scherben in unserer Seele, an denen wir uns verletzen könnten. Wir könnten uns mit ihnen beschäftigen, sie zusammen kehren und versuchen sie wieder zu einem Bild zusammen zu setzen, doch dabei könnten wir uns schneiden. Also lassen wir sie liegen, ignorieren sie. Wir drehen ihnen einfach den Rücken zu, schließen die Augen, und versuchen, sie einfach zu vergessen.

Ich weiß, ich bin kein bisschen besser als alle anderen, was diese kunstfertige Verdrängung von allem Unangenehmen angeht. Kaum hat meine Beziehung in Scherben am Boden gelegen, habe ich jeglichen Gedanken daran verdrängt, was da eigentlich passiert ist. Keinen Gedanken an meinen Ex, keinen Gedanken an die Zeit, die wir hatten, keinen Gedanken an den großen Knall zum erbärmlichen Finale.
Doch ganz heimlich, immer dann wenn ich nicht aufpasse, dann schleichen sich diese Gedanken in meinen Kopf. Und ich fürchte, es wird Zeit, sie zuzulassen. Zeit, darüber nachzudenken, damit ich in Gedanken auch meinen Frieden damit finden kann.

Am Anfang war ich mir sehr sicher, dass ich genau das richtige getan habe, indem ich ihn vor die Tür setze. Wie er sich verhalten hat, mir gegenüber. All die Dinge die er mir an den Kopf geworfen hat, so verletzend... mit Absicht verletzend! So verhält man sich einer Person die man liebt gegenüber nicht. Und so will ich mich auch nicht von jemandem behandeln lassen, den ich liebe.
Außerdem hatten wir schon lange nicht mehr die gleichen Ansichten und die selben Ziele für unser Leben. Wir beide wollten etwas völlig anderes, und die Dinge, bei denen wir uns einig waren, die wollten wir doch beide auf unterschiedliche Art und Weise. Manchmal kommt mir sogar der Gedanke, er wusste in einigen Punkten nicht einmal, was er überhaupt will. Das ist keine Grundlage für eine dauerhafte Beziehung, zumindest nicht für eine, die ich mir wünsche.

Und trotzdem... je öfter ich darüber nachdenke, desto mehr fängt es an, weh zu tun. Es war doch so richtig. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie das Gefühl, einfach den Richtigen gefunden zu haben. Bis zu dem Moment, in dem ich ihn getroffen habe. Vom ersten Moment an habe ich niemals daran gezweifelt, während der ganzen Zeit nicht. Bis der große Knall kam. Noch eine halbe Stunde zuvor hätte ich aus tiefster Überzeugung behauptet, dass ich mit diesem Mann den Rest meines Lebens verbringen will.

Ich erinnere mich an all die schönen Momente, die wir hatten, an die Pläne, die wir hatten. Und dann tut es beinahe unerträglich weh. Und die Frage tut sich auf, ob es nicht doch ein Fehler war. Hätte ich nicht doch mehr kämpfen sollen, hätte ich nicht versuchen müssen, dieses Ende zu verhindern? Aber Tatsache ist, ich habe nichts davon getan, ich habe meine große Liebe gehen lassen... einfach so.

Aber was, wenn ich gekämpft hätte. Was für einen Kampf hätte ich dann ausgefochten, und für welches Ziel? Wenn ich versuche, es so objektiv wie möglich zu betrachten, dann bleibt es dabei, dass wir unterschiedliche Ansichten hatten, wie die Zukunft aussehen soll. Dass wir völlig unterschiedliche Ziele für unser eigenes Leben entwickelt haben. Ja, wir hatten wunderschöne Zeiten zusammen, doch Zeiten ändern sich manchmal. Unsere haben sich geändert. Er hat sich geändert, vielleicht ich mich auch. In jedem Fall war er am Ende nicht mehr der Mann, den ich kennen und lieben gelernt habe. Und am Ende war es eine Illusion, die mich glücklich gemacht hat, nicht mehr er selbst. Die Illusion davon, mit ihm das Leben zu führen, das _ich_ mir wünsche. Doch das war nicht sein Leben.

Was übrig bliebt, ist in diesem Moment eine Erkenntnis... ja, ich habe meine große Liebe verloren. Aber Liebe allein reicht nicht aus für ein Leben.

Trotzdem schmerzt es, die Erinnerungen an die schönen Zeiten, als wir noch wirklich glücklich zusammen waren. Und diesen Schmerz werde ich noch einige Zeit tragen müssen, ehe die Erinnerung verblasst. Und auch wenn es mich traurig macht, so muss ich mir dabei vor Augen halten, dass ich diesen Schritt habe tun müssen, um nicht mein Leben lang in einer Illusion zu leben, die mich niemals wirklich und vollkommen glücklich gemacht hätte.

"Die Augen sind der Spiegel unserer Seele"...

und manchmal, wenn wir verletzt werden, dann sind da nur Scherben.

1000 kleine Diamantsplitter

Requiem #6
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Syrah - 19. Dez, 12:36
Requiem #5
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